Kleine Museen müssen vielfältige Herausforderungen bewältigen: Sie sollen ihre Sammlung adäquat bewahren und attraktiv präsentieren, begleitende Angebote für ihre Zielgruppen entwickeln und durchführen, Öffentlichkeitsarbeit betreiben sowie die komplette Administration selbstständig bewältigen. Oft fehlen das nötige Know-How, Zeit und finanzielle Mittel, um diese Aufgaben angemessen zu erfüllen. Damit die vorhandenen Potenziale umfänglich genutzt und die Ressourcen gezielt eingesetzt werden können, ist eine auf die Bedürfnisse der Häuser abgestimmte Beratung notwendig.
Das Change Management-Projekt „WiM – Wandel im Museum“ des Museumsverbands Rheinland-Pfalz unterstützt kleine Museen im Land, die genannten Anforderungen zu meistern, und zeigt ihnen Perspektiven für die Zukunft auf. WIM steht dabei nicht nur für strategischen Wandel, sondern auch für Wissenstransfer, Wirksamkeit und Wohlfühlen im Museum. Während der aktuellen Projektlaufzeit 2023 bis 2025 stellen sich fünf kleine Museen aus ganz Rheinland-Pfalz ihren jeweiligen Herausforderungen. Sie werden dabei von zwei erfahrenen Referentinnen fachlich fundiert und bedarfsgerecht begleitet:
Elisabeth Portz-Schmitt ist Diplom-Pädagogin mit langjähriger Erfahrung in der Erwachsenenbildung. Bettina Scheeder bringt als ehemalige Geschäftsführerin des Museumsverbands Rheinland-Pfalz ihren umfangreichen Erfahrungsschatz in der Museumsberatung großer und kleiner, ehrenamtlich betreuter sowie hauptamtlich geleiteter Museen in das Projekt ein. Die Museen aus dem Vorgängerprojekt „Changemanagement – Museen im Wandel“ (2019–2022) stehen zusätzlich als Mentoren für die neuen Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer zur Verfügung und berichten über die angestoßenen Veränderungsprozesse innerhalb ihrer Organisationen. Vonseiten des Museumsverbands wird das Projekt von Alice Mura, Referentin für nichtstaatliche Museen, unterstützt.
Das Projekt „WiM – Wandel im Museum“ wird gefördert vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz.
Der Museumsverband unterstützt mit dem Change Management-Projekt „WiM – Wandel im Museum“ seit September 2023 kleine Museen im Land, aktuelle Anforderungen zu bewältigen und die Herausforderungen der Zukunft proaktiv anzugehen. Die fünf teilnehmenden Museen ziehen nun Halbzeitbilanz. Das Projekt läuft noch bis Februar 2025 und wird vom Kulturministerium Rheinland-Pfalz gefördert.
Die Auftaktveranstaltung zum Change Management-Projekt fand im September 2023 in Neustadt an der Weinstraße statt. Gleich im Anschluss stellten sich die teilnehmenden Häuser der Aufgabe, die wichtigsten Bereiche ihrer Museumsarbeit umfassend zu analysieren und die Handlungsbedarfe bei sich vor Ort zu benennen. Die größte Herausforderung sahen sie in der jeweiligen Sammlungspräsentation: Bei allen Häusern ist die Dauerausstellung in die Jahre gekommen. Die Spanne der Präsentationdauer reicht dabei von knapp 20 bis zu beinahe 50 Jahren.
Im Rahmen von Workshops und Exkursionen setzten sich die Museen im bisherigen Projektverlauf mit museumsrelevanten Themen wie der Ausstellungsgestaltung, der Entwicklung von Sammlungsstrategien genauso wie mit Fragen zur gesellschaftlichen Verantwortung von Museen auseinander. Die Teilnehmenden ziehen eine positive Halbzeitbilanz: Den fachlichen Input, die vielfältigen Anregungen zu Vermittlungsformaten und Neukonzeptionen, aber insbesondere auch die Vernetzung untereinander sowie mit Fachkolleg:innen beurteilten sie als wertvoll für die anstehenden mittel- und langfristigen Aufgaben in ihren Häusern.
Die „kurzfristige“ Aufgabe für die zweite Halbzeit des Projekts besteht für die Teilnehmenden nun darin, für ihr jeweiliges Haus Ziele zu benennen, die bis zum Projektende unbedingt erreicht werden sollen. Was die bisherige Umsetzung der Aufgaben aus dem ersten Halbjahr anbelangt, zeigt sich folgendes Bild: Einige „Hausaufgaben“, die die Häuser zu Beginn des Projekts individuell erarbeitet hatten, waren bereits erledigt. Bei anderen Aufgabenfeldern sahen die Teilnehmenden noch Handlungsbedarf – etwa bei der Leitbildentwicklung und der Erstellung von Organigrammen. Freiwillige für ein Engagement zu gewinnen und in die Museumsabläufe zu integrieren, stellt die Museen bislang ebenfalls noch vor Herausforderungen.
Aktuell stehen bis September vertiefende Einzeltermine mit den Mentor:innen und Projektleiterinnen vor Ort an, um die Teilnehmenden bei der konkreten Umsetzung ihrer Aufgabe in diesen Bereichen zu unterstützen. Darüber hinaus haben sich durch die Ist-Stand-Erhebung Themen herauskristallisiert, die für den Großteil der teilnehmenden Häuser von Interesse sind, etwa die „Leitbildentwicklung“ oder „KI in der Museumsarbeit“. Zur Vertiefung dieser Themen sind zusätzliche Gruppen-Workshops in Planung.
Friedensmuseum Brücke von Remagen
Remagen
Pfälzer Musikantenland-Museum
Thallichtenberg
Stadtmuseum Villa Böhm
Neustadt an der Weinstraße
Stadt- und Festungsmuseum Germersheim…
Germersheim
Terra Sigillata Museum
Rheinzabern
Am 6. September 2024 fand im Pfälzer Musikantenland-Museum in Thallichtenberg ein Workshop mit dem Titel „KI kann die Arbeit in den Museen unterstützen!“ statt. Ziel des Workshops war es, die Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz im Museumsbereich zu erkunden und das neu entwickelte Feinkonzept des Musikantenland-Museums zu diskutieren.
Der Workshop begann mit einer Vorstellung des Feinkonzepts des Museums. Anhand ausgewählter Stationen erhielten die Teilnehmer einen Überblick über geplante Neuerungen, die darauf abzielen, das Museum attraktiver und interaktiver zu gestalten. Neben einer Neugestaltung der Ausstellungsräume ist die Integration von Medienstationen geplant, um das Besuchererlebnis zu optimieren. Nach der Präsentation gab es eine Diskussion, in der die Teilnehmer das Konzept sowohl lobten als auch Verbesserungsvorschläge äußerten.
Im zweiten Teil des Workshops stellte Markus Horn, Leiter von Digital in die Zukunft (Medien und Bildung Rheinland-Pfalz), verschiedene Anwendungen von Künstlicher Intelligenz vor, die sich auch im Museumsbereich einsetzen lassen. Er gab Einblicke in die Nutzung von KI-Programmen wie ChatGPT und erläuterte deren Potenzial für die Arbeit in Museen. Abgeschlossen wurde der Workshop mit einer offenen Diskussion. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer tauschten sich über Chancen und Risiken aus, die der Einsatz von KI in Museen mit sich bringt, und verwiesen auf die Notwendigkeit, Schulungen für Mitarbeitende – insbesondere ältere Ehrenamtliche – anzubieten.
Insgesamt bot der Workshop einen fundierten Einblick in die Potenziale der Künstlichen Intelligenz für Museen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten die Möglichkeit, erste praktische Erfahrungen mit KI-Anwendungen zu sammeln. Einig war man sich jedoch darin, dass KI-Tools zwar nützlich sein können, aber die professionelle Museumsarbeit nicht ersetzen.
Text und Bild sind KI-generiert.
Im Rahmen der Halbzeitbilanz des Projekts stellte sich heraus, dass für drei von fünf teilnehmenden Museen das Thema „Leitbildentwicklung” von großem Interesse ist. Bis Projektende wollten das Stadtmuseum Neustadt, das Terra-Sigillata-Museum Rheinzabern und das Festungsmuseum Germersheim ein Leitbild entwickelt haben. Am 09.08.2024 luden die Projektleiterinnen deshalb die betreffenden Häuser zu einem gemeinsamen Workshop ins Gemeindezentrum Waldlaubersheim ein. Unterstützt wurden sie von Mentorinnen und Mentoren des Projekts, vertreten durch das Holzmuseum Morbach und das Heimatmuseum Bad Sobernheim.
Die drei Museen hatten in Vorbereitung auf den Workshop ein Leitbild für ihr Museum erarbeiten, dass sie den Teilnehmenden in Waldlaubersheim vorstellten. Zunächst lasen sie ihre Leitbilder vor, während die Zuhörenden auf gelben Zetteln Unklarheiten und auf roten Zetteln kritische Aspekte notierten. Die Zettel dienten als Grundlage für eine lebhafte Diskussion und konstruktive Kritik an den vorgestellten Leitbildern – dabei wurde deutlich, wie unterschiedlich die Vorstellungen und Schwerpunkte jedes Hauses sind und wie herausfordernd es ist, diese schriftlich zu konkretisieren. Jedes Museum erhielt insgesamt 40 Minuten intensives Feedback. Im Nachgang wurde verabredet, die Leitbilder erneut zu überarbeiten, sodass sie sich klar von einem Museumskonzept unterscheiden, das festlegt, wie die im Leitbild formulierten Ziele erreicht werden sollen, und auf eine Zielgruppe abgestimmt sind. Nach der Überarbeitung entscheiden die Museen selbst, ob sie ihre Leitbilder der Öffentlichkeit präsentieren möchten.
Die Mentorinnen und Mentoren unterstützten die Diskussion mit Berichten zur Entwicklung ihrer eigenen Leitbilder. Das Heimatmuseum Bad Sobernheim hatte sein Leitbild im Vorgängerprojekt „Change-Management“ gemeinsam mit den Projektleiterinnen in drei Phasen über sechs Monate hinweg erarbeitet und orientiert sich bis heute an der Endfassung. Das Leitbild wurde in einer Ratssitzung vorgestellt und der Öffentlichkeit zur Diskussion und für Anregungen zugänglich gemacht. Außerdem lud das Heimatmuseum Bad Sobernheim andere museale Einrichtungen dazu ein, sich am fachlichen Austausch zu beteiligen.
Das Hunsrücker Holzmuseum Morbach verfolgte hingegen ein „Ping-Pong-Prinzip“, bei dem sich die Beteiligten den Entwurf des Leitkonzepts über drei Monate hinweg immer wieder gegenseitig zur Korrektur weiterreichten. Die Endfassung wurde der Museumsleitung zur Finalisierung vorgelegt und anschließend im Gemeinderat präsentiert. Aus diesem Prozess resultierte schließlich die Integration der Ziele und des Mottos in das hauseigene Logo – „experimentell, innovativ, kommunikativ“ – sowie die Weiterentwicklung des Museumskonzepts zum Thema Klimawandel.
Leitbildentwicklung für Museen bezeichnet den Prozess der Erstellung eines Leitbildes, das die Mission, Vision, Werte und grundlegenden Ziele eines Museums festlegt. Das Leitbild dient als strategisches Instrument, das die Ausrichtung und das Selbstverständnis eines Museums definiert. Es beantwortet wesentliche Fragen wie:
Durch die Leitbildentwicklung wird ein Rahmen geschaffen, der die strategische Planung und die täglichen Aktivitäten des Museums leitet. Es hilft, die Identität des Museums nach innen und außen zu kommunizieren, indem es klarstellt, was das Museum besonders macht und welche Zielgruppen es ansprechen möchte. Ein gut formuliertes Leitbild unterstützt die Museumsarbeit, indem es die Grundlage für Entscheidungen, Prioritäten und die Qualitätssicherung bildet und die Identifikation von Mitarbeitenden, Museumsgästen und Unterstützer mit dem Museum stärkt.
Am 19. April 2024 besuchten die Teilnehmer:innen im Rahmen von WiM das Friedensmuseum in Remagen. Das Museum präsentiert die Geschichte der Brücke von Remagen und deren militärische Bedeutung im Zweiten Weltkrieg, insbesondere den Bau, die Eroberung und die Kämpfe am Brückenkopf. Ein weiterer Ausstellungsschwerpunkt beleuchtet die Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg unter dem Motto „Brücken bauen – Botschaften für den Frieden“ und dokumentiert über 200 weitere Kriege weltweit.
Die Bedeutung des Ortes wird insbesondere als Originalschauplatz der Geschichte deutlich. Das Museum zeigt hierzu Bilder, Dokumente sowie Alltags- und Ausrüstungsgegenstände der Soldaten und thematisiert auch das nahegelegene Rheinwiesenlager und den Haftalltag der dort Inhaftierten. Gastgeber war der Verein „Friedensmuseum Brücke von Remagen e.V.“, der den Wunsch nach Optimierung der Ausstellung im Rahmen des WiM-Projekts betonte. Die Teilnehmenden kamen nach dem Besuch der Ausstellung zu dem Ergebnis, dass das Konzept der Ausstellung, trotz der in die Jahre gekommenen Präsentation, im Kern funktioniert.
Fachlichen Input gab Stefan Lewejohann vom Kölnischen Stadtmuseum mit seinem Impulsvortrag zum Thema „Museum als 3. Ort“. Der wissenschaftliche Mitarbeiter des Museums gab Einblicke in eine Institution, die sich im Wandel befindet. Er berichtete über die Herausforderungen und Chancen beim Umzug und der Neugestaltung des Kölnischen Stadtmuseums nach einem Wasserschaden am alten Standort. Lewejohann beleuchtete dabei die Möglichkeiten und Hürden auf dem Weg zu einem modernen, inklusiven und partizipativen Museum, einem Ort für alle – etwa unter Einsatz moderner Medien, Augmented Reality oder der Schaffung von Open Spaces. Eine wichtige Frage für viele Projektteilnehmenden, denen aufgrund von Neukonzeption oder -gestaltungen zum Teil ebenfalls jahrelange Schließungen ins Haus stehen könnten: „Wie halte ich den Museumsgedanken und auch die Relevanz des eigenen Museums aufrecht, wenn das Haus länger geschlossen ist?“ Das Stadtmuseum selbst konnte nach siebenjähriger Schließung 2024 an einem neuen Stadort eröffnen – allerdings lediglich temporär!
Die Idee eines Museums als dritter Ort orientiert sich am Konzept des Dritten Ortes von Soziologe Ray Oldenburg. Ein „dritter Ort" ist ein sozialer Raum außerhalb von Zuhause (erster Ort) und Arbeit (zweiter Ort), der Menschen zusammenbringt, Gemeinschaft fördert und ein Gefühl der Zugehörigkeit schafft. In dieser Definition fungiert das Museum als ein Ort, an dem Menschen unabhängig von Alter, Hintergrund oder Status zusammenkommen, um sich zu treffen, zu lernen, sich auszutauschen und kreativ zu sein. Museen als „dritter Ort" bieten eine Plattform für soziale Interaktion, Bildung und kulturelle Teilhabe. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Gestaltung lebendiger und vielfältiger Gemeinschaften.
Friedensmuseum als Gastgeber für Changemanagement-Projekt WIM | BLICK | 14.05.24
Das zweite Arbeitstreffen im Rahmen des Change Management-Projekts WiM führte die Projektteilnehmenden ins Terra-Sigillata-Museum Rheinzabern. Als deutschlandweit einziges Museum seiner Art bewahrt das archäologische Museum die Geschichte des römischen Töpferorts „Tabernae“ für die Nachwelt. Im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. entwickelte sich Tabernae, wie Rheinzabern einst genannt wurde, zum größten Keramikproduktionszentrum nördlich der Alpen. Das Museum vermittelt anschaulich Herstellung, Vertrieb und Handel des vor Ort hergestellten hochqualitativen Tafelgeschirrs Terra Sigillata. Darüber hinaus widmet sich die Ausstellung dem Alltagsleben im römischen Tabernae sowie den Themen Religion, Grabkultur und Mythologie.
Gastgeberin vor Ort war Barbara Thomas, die seit 2023 als hauptamtliche Leiterin für das Museum verantwortlich ist. Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Jockgrim, Karl Dieter Wünstel, sowie Manuel Thomas, 1. Vorsitzende des Trägervereins Terra-Sigillata-Museum Rheinzabern e.V., berichteten aus der Geschichte des Museums und von den Herausforderungen, denen sich das Museum und der Verein aktuell stellen müssen – etwa der Neukonzeption der Dauerausstellung oder der Kommunikation nach außen.
Der inhaltliche Schwerpunkt des Arbeitstreffens lag auf dem Thema Sammlungskonzepte. Referent Dr. Bernd Klesmann, Leiter des Stadtmuseums und Stadtarchivs Kaiserslautern, gab in seinem Impulsvortrag „Sammeln oder nicht sammeln? Konzepte jenseits des Ausstellungsbetriebs“ zahlreiche praxisnahe Tipps für den Umgang mit Sammlungsstrukturen in Museen. Auch die Fragen nach der Sammlungswürdigkeit einzelner Objekte oder dem Nutzen und Wert einer ganzen Sammlung wurden diskutiert.
Im Rahmen des Workshops erkundeten die Teilnehmenden anschließend die Ausstellungsräume des Terra-Sigillata-Museums und bewerteten diese mit den Erwartungen einer ihnen zugewiesenen Zielgruppe. Diese Bewertung bildete in der Diskussionsrunde die Grundlage für Lob und Kritik an der Präsentation des Hauses. Besonderen Anklang fand die Vermittlungsarbeit des Museums: „Das Terra-Sigillata-Museum setzt bei der Vermittlung seiner Inhalte auf ein ansprechendes Farbschema, dass sich durch sämtliche Räumlichkeiten fortführt. Das Konzept beruht auf der Vermittlung durch eine Vielzahl archäologischer Objekte, die in der Sammlung umfangreich präsentiert werden. Einige interaktive Stationen, besonders für die kleineren Besucherinnen und Besucher, runden das pädagogische Angebot ab. Zudem wird der römische Alltag durch Führungsangebote, wie das Töpfern von Keramikschalen oder einem kulinarischen Programm „Römisch essen“, erlebbar gemacht“, lobten die Museumskollegen und -kolleginnen.
Zum Abschluss des Tages schilderten die Teilnehmenden ihre Eindrücke in einer Feedback-Runde und tauschten sich über mögliche Themen für ihre eigenen Ausstellungen sowie ihre eigenen Sammlungskonzepte aus.
Im Rahmen von WiM waren die Projektteilnehmer:innen am 1. Dezember 2023 zu Gast im MARCHIVUM Mannheim. Das MARCHIVUM ist Mannheims Archiv, Haus der Stadtgeschichte und Erinnerung. Es ist aus dem Stadtarchiv Mannheim – Institut für Stadtgeschichte hervorgegangen. Mit dem Einzug in das neue Haus erhielt das Stadtarchiv Mannheim – ISG zum 1. März 2018 den Namen MARCHIVUM. Dieser Name drückt das Selbstverständnis der Institution aus, die sich zu ihrer Tradition bekennt und zugleich neuen Entwicklungen offensteht. Eine Ausstellung widmet sich der Mannheimer Stadtgeschichte von den Anfängen bis heute.
Gastgeber vor Ort war Dr. Christian Groh, der als Abteilungsleiter für die Ausstellungen verantwortlich ist. In seiner Begrüßung ging Dr. Groh auf die Besonderheiten und die Geschichte des Gebäudes ein: ein Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg, der im Laufe der Zeit ganz unterschiedliche Funktionen erfüllte. Im Rahmen einer Führung erhielten die Teilnehmer:innen der Exkursion einen Eindruck davon, wie es gelingen kann, sowohl den Anforderungen eines Archivs als auch den Aufgaben eines Stadtmuseums gerecht zu werden und mit einer modernen und attraktiven Präsentation Besucher:innen für Stadtgeschichte zu begeistern.
Das MARCHIVUM setzt bei der Vermittlung seiner Inhalte auf ein Konzept, das ganz auf Vitrinen und Objekte verzichtet und Informationen interaktiv und digital aufbereitet. Ein Einführungsfilm über die Geschichte Mannheims auf drei Projektionsebenen beeindruckte die Teilnehmer:innen nachhaltig. Über Touchscreens konnten sie außerdem in der Ausstellung durch wichtige Ereignisse scrollen oder den sprechenden Porträts der Kurfürsten Johann Wilhelm, Karl Philipp und Karl Theodor lauschen. Ein besonderes Highlight war in dieser Hinsicht auch die virtuelle Fahrt durch die Straßen Mannheims in einem nachgebauten Benz-Motorwagen.
Im MARCHIVUM spart man aber auch die dunklen Zeiten der Stadtgeschichte nicht aus. Im 1. Obergeschoss des früheren Bunkers befindet sich das NS-Dokumentationszentrum auf einer Fläche von ca. 600 qm. Die vielschichtige und fundierte Aufbereitung dieses stadthistorischen Themenkomplexes und die Führung zur Geschichte Mannheims in der Zeit des Nationalsozialismus hinterließ bei den Teilnehmer:innen tiefen Einrdruck. Biografien von Mannheimer Bürgern wurden beispielsweise erlebbar, indem Opfer und Täter zu Wort kamen. Interaktive Karten informierten darüber, wie viele Einwohner Mannheims in den Konzentrationslagern ermordet wurden.
Zum Abschluss der Exkursion schilderten die Teilnehmer:innen des WiM-Projektes ihre Eindrücke in einer Feedback-Runde und tauschten sich über mögliche Themen für eigene Ausstellungen und Veranstaltungen zur Stadtgeschichte und darüber hinaus aus.
Bei dem ersten Projektworkshop stand das Thema „Museumspädagogische Angebote für verschiedene Altersgruppen“ im Vordergrund. Impulsgeberin und Referentin im Workshop war Dr. Dorothée Henschel. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Stadtmuseum Simeonstift in Trier und dort zuständig für den Bereich kulturelle Bildung im Museum. Zu Beginn galt es, das Museum kennenzulernen: Die Teilnehmer:innen konnten sich überzeugen, dass das Museum sich wortwörtlich „im Wandel“ befindet, denn einige Ausstellungsbereiche waren bereits im Hinblick auf die zu planende Sanierungsmaßnahme ausgeräumt. Andere Bereiche brachten mit ihrer überreichen Fülle an Objekten und Themen die Anwesenden zum Staunen. Auch kritische Themen kamen zu Sprache: Der Umgang mit der umfangreichen Waffen- und Militariasammlung etwa, mit potenziell gesundheitsgefährdenden Tierpräparaten oder die Frage der Provenienzforschung. Dass es im aktuell geschlossenen Stadt- und Festungsmuseum etwas kühl war, kompensierte eine heiße Suppe zur Mittagspause.
Nach einem Überblick von Dorothée Henschel über die zahlreichen Möglichkeiten und Zielgruppen musealer Vermittlung starteten sechs Kleingruppen in eine intensive Gruppenarbeit: Mit Porträts verschiedener Museumsbesucher:innen und Informationen zu deren Interessen und Familiensituation ausgerüstet, galt es, Ideen und Formate zu entwickeln, die für das Stadt- und Festungsmuseum in Germersheim neue Impulse liefern sollten. Diese sogenannten „Personas“ waren beispielsweise der bodenständige, praktisch orientierte Kurt oder die 13jährige Anna, die zwar gerne zeichnet, aber Museen doch meistens langweilig findet. Dabei gab es manchen Lacher („Auch wir kennen Kurt!“) und Aha-Effekte („Manche Nichtbesucher können Sie mit Ihrem Angebot und an ihrem Standort nicht erreichen.“).
Schließlich standen noch Fragen der Organisation auf dem Programm, und es gab auch eine Hausaufgabe: Das Arbeitsblatt „Das sind unsere nächsten Schritte! Wie geht’s bei uns weiter?“ mit zielführenden Fragen zur Reflektion des Gelernten und der möglichen Anwendung für das eigene Museum.
Ausstellungen sind zentrale Bestandteile eines Museums. Richtig umgesetzt regen sie Besucher:innen dazu an, sich nachhaltig mit den präsentierten Inhalten auseinanderzusetzen und berühren auch emotional. Dazu bedarf es längst nicht immer der digitalen High End-Lösung. Auch kleine Kniffe können viel bewirken. Aber wie schaffen es kleine Häuser mit wenig Ressourcen, eine Ausstellung so zu konzipieren, dass sie die Gäste vor Ort tatsächlich erreichen?
Die Fortbildung im Pfälzer Musikantenland-Museum vermittelte in Theorie und Praxis Grundlagen der Ausstellungskonzeption und -gestaltung. Am Beispiel der im Rahmen des Programms „TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel“ geplanten Neukonzeption und -gestaltung des Musikantenland-Museums auf Burg Lichtenberg erarbeiteten die Teilnehmer:innen in Kleingruppen verschiedene Teilbereiche des Gesamtprojektes, z.B. eine Stärken-Schwächen-Analyse, eine Gesamtvision, Schlüsselexponate oder Möglichkeiten der Partizipation. Am Ende erfolgte eine Besprechung der Ergebnisse, bei der die Teilnehmer:innen von Referentin und Ausstellungsgestalterin Regina Hauber hilfreiche Tipps für eigene Ausstellungsprojekte erhielten.
TRAFO wurde von der 2015 von der Kulturstiftung des Bundes initiiert, um ländliche Regionen in ganz Deutschland dabei zu unterstützen, Veränderungsprozesse in der regionalen Kulturarbeit anzustoßen.
Veränderungen machen auch vor Museen nicht halt! Kleine Museen müssen vielfältige Herausforderungen bewältigen: Sie sollen ihre Sammlung adäquat bewahren und attraktiv präsentieren, begleitende Angebote für ihre Zielgruppen entwickeln und durchführen, Öffentlichkeitsarbeit betreiben sowie die komplette Administration selbstständig bewältigen. Oft fehlen das nötige Know-how, Zeit und finanzielle Mittel, um diese Aufgaben angemessen zu erfüllen. Damit die vorhandenen Potenziale umfänglich genutzt und die Ressourcen gezielt eingesetzt werden können, ist eine auf die Bedürfnisse der Häuser abgestimmte Beratung notwendig.
Die Verantwortlichen des Stadtmuseums Neustadt an der Weinstraße und der unterstützende Förderverein des Museums stellen sich den Herausforderungen und freuen sich, dass sie von Anfang an am Change Management-Projekt beteiligt sind.
Am 8. September 2023 fand in den Räumlichkeiten der Villa Böhm der Auftakt für die zweite Runde „Wandel im Museum“ statt.
Das Change Management-Projekt „WIM – Wandel im Museum“ des Museumsverbands Rheinland-Pfalz unterstützt kleine Museen im Land, die genannten Anforderungen zu meistern, und zeigt ihnen Perspektiven für die Zukunft auf. WIM steht dabei nicht nur für strategischen Wandel, sondern auch für Wissenstransfer, Wirksamkeit und Wohlfühlen im Museum. Während der aktuellen Projektlaufzeit 2023 bis 2024 stellen sich fünf kleine Museen aus ganz Rheinland-Pfalz ihren jeweiligen Herausforderungen. Neben dem Stadtmuseum Neustadt an der Weinstraße nehmen an dem Projekt noch das Friedensmuseum Brücke von Remagen, das Pfälzer Musikantenland-Museum, das Stadt- und Festungsmuseum in Germersheim und das Terra Sigillata Museum in Rheinzabern teil.
Sie werden dabei von zwei erfahrenen Referentinnen fachlich fundiert und bedarfsgerecht begleitet:
Elisabeth Portz-Schmitt ist Diplom-Pädagogin mit langjähriger Erfahrung in der Erwachsenenbildung. Bettina Scheeder bringt als ehemalige Geschäftsführerin des Museumsverbands Rheinland-Pfalz ihren umfangreichen Erfahrungsschatz in der Museumsberatung großer und kleiner, ehrenamtlich betreuter sowie hauptamtlich geleiteter Museen in das Projekt ein. Die Museen aus dem Vorgängerprojekt „Changemanagement – Museen im Wandel“ (2019–2022) stehen zusätzlich als Mentoren für die neuen Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer zur Verfügung und berichten über die angestoßenen Veränderungsprozesse innerhalb ihrer Organisationen. Das Projekt „WIM – Wandel im Museum“ wird gefördert vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz.
Auftaktveranstaltung | Stadtmuseum Neustadt in der Villa Böhm | 8. September 2023
Bettina Scheeder M. A.
bettina.scheeder(at)museumsverband-rlp.de
Elisabeth Portz-Schmitt
elisabeth.portz(at)museumsverband-rlp.de
Alice Mura M.A.
Tel. 0621-4907-1280
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