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Pilotprojekt Provenienzforschung am Museumsverband Rheinland-Pfalz

Laufzeit: 2023-2025

Was ist Provenienzforschung?

Warum ein Projekt zur Provenienzforschung am Museumsverband?

Das Thema Provenienzforschung ist in den letzten Jahren immer stärker in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Mitteilungen in Medien informieren über spektakuläre Funde von nationalsozialistischer Raubkunst in Museen. Was nur wenige ahnen: Hinter diesen Meldungen verbergen sich in den seltensten Fällen Zufallsfunde. Vielmehr sind sie das Ergebnis von intensiver Forschungsarbeit, die mehrere Jahre andauern kann.

Wie aber sieht die Situation zur Provenienzforschung in den Museen und Sammlungen von Rheinland-Pfalz aus? Bisher führten dort nur wenige Einrichtungen Projekte zur Provenienzforschung durch. Dabei handelte es überwiegend um mittlere und größere Häuser. Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste bildete hierbei die zentrale Anlaufstelle zur Förderung von Projekten der Provenienzforschung in Deutschland. Seit dessen Gründung im Jahr 2015 wurden nur rund 1% aller Museen in Rheinland-Pfalz gefördert. Verschiedene Institutionen des Landes hatten zwar auch eigene Projekte auf den Weg gebracht. Dennoch gibt es gerade in kleineren Museen einen enormen Bedarf, um Provenienzen von Objekten zu klären und abzubilden.

Um dieser Herausforderung zu begegnen, ist seit dem 15. August am Museumsverband eine Projektstelle eingerichtet, die sich der Provenienzforschung in der vielfältigen Museumslandschaft widmet. Im Mittelpunkt stehen die Beratung und Unterstützung zu allen wichtigen Fragen rund um das Thema Provenienz mit dem Fokus auf nationalsozialistisches Raubgut. Das Ziel ist es, ein Bewusstsein in den Museen für die Biografie eines Objektes und seine rechtmäßigen Vorbesitzer:innen zu schaffen.

Zum Ablauf des Projekts

Für die praktische Umsetzung ist eine enge Kooperation mit den einzelnen Einrichtungen von zentraler Bedeutung. An dieser Stelle setzt der Museumsverband an: Er steht in engem Austausch mit den Häusern und kennt deren Herausforderungen, personellen Kapazitäten und Bedarfe. Als Interessenvertretung gegenüber der Politik informiert er die Museen über Fördermöglichkeiten und hilft bei Förderanträgen, auch zur Provenienzforschung.

Das Kernelement der Koordinierungsstelle ist die aktive Ansprache und Unterstützung der einzelnen Museen. In einer ersten Phase des Projekts wird ein Fragebogen verschickt, der Auskunft zu den Sammlungsumständen, sowie unrechtmäßig entzogenem Kulturgut geben soll. Die betroffenen Häuser erhalten eine engmaschige Beratung des Projektkoordinators, der bei allen Formalitäten und der Vorbereitung eines sogenannten Erstchecks behilflich ist.
Im Mittelpunkt der zweiten Phase steht die Antragsstellung für einen Erstcheck beim Deutschen Zentrum Kulturgutverluste. Auch hier unterstützt die Koordinierungsstelle die betroffenen Museen. Das Ziel des Erstchecks ist es zu klären, ob ein Verdacht auf unrechtmäßig entzogene Kulturgüter vorliegt. Der Erstcheck selbst wird durch eine externe Fachkraft durchgeführt. Am Ende steht ein Abschlussbericht, den die geförderte Einrichtung für ihre weitere Arbeit nutzen kann. Der zeitliche Aufwand soll für die Museen und Sammlungen so gering wie möglich gehalten werden. Das Projekt ist für die Museen kostenlos.


PM: Pilotprojekt zu Suche nach NS-Raubgut in Museen


Umfrage zur Provenienzforschung am Museumsverband startet

Im Rahmen des Provenienzforschungsprojektes startet am 25. Januar 2024 am Museumsverband eine Umfrage. Sie stellt ein wichtiges Element des Projekts dar. Mithilfe eines Umfragetools werden die rund 500 nichtstaatlichen Museen des Landes eingeladen, an der Befragung teilzunehmen. Für die Beantwortung ist eine Zeit von rund 20 Minuten notwendig. Dabei werden nicht nur Fragen zur Provenienzforschung eine Rolle spielen. Es werden für ein umfassendes Bild der Museen auch Themen aufgegriffen, die von der Geschichte des Hauses über die Personalstruktur bis hin zum wichtigen Feld der Digitalisierung von Objektbeständen reichen. Die Laufzeit der Umfrage liegt bei vier Wochen, um auch personell schwächer besetzten Häusern ausreichend Zeit für die Beantwortung zu geben. Die Informationen dienen als wichtige Grundlage zur Ermittlung des Bedarfs an Provenienzforschung an den Museen im Land und werden auch den weiteren Projektverlauf beeinflussen.

Ihre Ansprechpartner zum Thema Provenienzforschung

„Provenienzforschung ist für den Laien häufig ein Begriff, mit dem er keinerlei Berührungspunkte hat. Allein dieser Umstand verdeutlicht, wie wichtig es ist, die Thematik noch stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen. Die Herkunft eines Objektes zu verstehen und seine Biografie nachvollziehen zu können, geht uns alle an – insbesondere, wenn es sich um Raubgut handelt, das während der Zeit des Nationalsozialismus seinen Eigentümern unrechtmäßig gestohlen wurde. Es sind häufig die vielfältigen großen und kleinen Museen, die mit ihren Sammlungen einen bedeutenden Beitrag zum kulturellen Erbe dieses Landes leisten. Sie für das Thema der Provenienzforschung im Hinblick auf nationalsozialistische Raubkunst zu sensibilisieren und mit ihnen zusammen Lösungswege bei Verdachtsmomenten zu finden, darin sehe ich meine Hauptaufgabe.“

Sie haben Objekte mit unbekannter Herkunft in Ihrer Sammlung? Oder Sie wollen wissen, ob das Kulturgut rechtmäßig in Ihren Beständen ist? Sprechen Sie mich gerne an!


Philipp Hosbach M.A.
Projektkoordinator Provenienzforschung
Tel. 0621-4907-1286
hosbach(at)museumsverband-rlp.de


Isaac Schmidt
Projektassistenz
0621-4907-1280
schmidt(at)museumsverband-rlp.de


Claudia Sigmund
Umfrage Provenienzforschung (April 2024)

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