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Das Erkenbert-Museum in Frankenthal wurde als eines von vier Museen für die Teilnahme an diesem Projekt ausgewählt. Für das Projekt steht eine eigens eingerichtete und vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz für zwei Jahre geförderte Projektstelle für Provenienzforschung zur Verfügung.
Im Vorfeld wurden bereits die Sammlungen des Roentgen-Museums Neuwied, des Stadtmuseums Bad Dürkheim und des Eifelmuseums Mayen überprüft. Das Erkenbert-Museum bildet nun den Abschluss des Projekts. Die Museen vereint eine lange Sammlungsgeschichte, die jeweils bis in das 19. Jahrhundert oder den Beginn des 20. Jahrhunderts zurückreicht. Der Ansatz der Forscherin variiert von Haus zu Haus. Beim Erkenbert-Museum geht es vor allem um Objekte in den Sammlungen, deren Herkunft nach aktueller Aktenlage nicht ausreichend geklärt ist.
Museumsleiterin Dr. Maria Lucia Weigel legt großen Wert darauf, die Objektbiografien der hauseigenen Sammlung zu kennen. Für sie stellt das bevorstehende Erstcheck-Projekt eine entscheidende Grundlage hierfür dar: „Das Erkenbert-Museum beherbergt in seinen Sammlungen hoch qualitätvolle Objekte, die als Kulturerbe der Stadt Frankenthal von herausragender, überregionaler Bedeutung sind und die Grundlage der Selbstverortung der heutigen Stadtbevölkerung in ihrer Geschichte darstellen. Transparenz in Bezug auf die Eigentumsverhältnisse, in denen sich diese Objekte in der Vergangenheit befunden haben, ist die Voraussetzung für deren Präsentation im Kontext der aktuellen inhaltlichen Neukonzeption des Museums. Als kommunale Institution fühlen wir uns den Prinzipien der Washingtoner Erklärung von 1998 bezüglich NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturguts verpflichtet. Das nun initiierte Projekt zur Provenienzforschung bietet dem Museum die Möglichkeit, die Herkunft seiner Sammlungen offenzulegen, um daraus gegebenenfalls weiteres Handeln im Sinne einer fairen und gerechten Lösung in Abstimmung mit den Nachkommen von Betroffenen abzuleiten.”
„Das Erkenbert-Museum ist ein bedeutender Hüter des kulturellen Erbes unserer Stadt. Die Provenienzforschung ist ein essenzieller Bestandteil der Museumsarbeit, um Transparenz zu schaffen und historische Verantwortung zu übernehmen. Ich begrüße es sehr, dass das Museum Teil dieses wichtigen Projekts ist. Die Ergebnisse der Forschung werden nicht nur unsere eigene Sammlungsgeschichte bereichern, sondern auch einen Beitrag zur gesamtgesellschaftlichen Aufarbeitung leisten“, so Oberbürgermeister Dr. Nicolas Meyer.
Das Erkenbert-Museum in Frankenthal wurde 1968 am heutigen Standort eingerichtet, während die Sammlung selbst bis ins Jahr 1892 und die Gründung des Frankenthaler Altertumsvereins e.V. zurückreicht. Dieser stellt einen Großteil der Museumssammlungen. 1986 ging das vom Verein gegründete Museum in die Trägerschaft der Stadt Frankenthal (Pfalz) über. Mit einem Umfang von etwa 10.000 bis 15.000 Objekten zählt das Museum zu den kleineren Einrichtungen des Projekts, steht aber in seiner Sammlung den anderen Häusern in nichts nach. Zum Bestand gehören die Sammlungsschwerpunkte Kunst und Kunsthandwerk des 16. und 17. Jahrhunderts sowie Frankenthaler Porzellan des 18. Jahrhunderts. Darüber hinaus umfasst die Sammlung Gemälde, Grafiken und Zeichnungen von Frankenthaler Künstlern vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Dr. Katja Terlau wird bis zum 18. April 2025 für das Erkenbert-Museum recherchieren. Am 10. April wird sie zwischen 13 und 17 Uhr in der Verwaltung des Erkenbert-Museums den Medienvertretern für Interviews und Auskünfte über ihre Arbeit zur Verfügung stehen. Ein Forschungsbericht wird im Juni von Seiten des Museumsverbands Rheinland-Pfalz im Rahmen einer gemeinsam Abschlussveranstaltung der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Projekt zur Überprüfung von kleinen und mittelgroßen Museen auf NS-Raubgut ist das erste seiner Art in Rheinland-Pfalz.
Pressemitteilung Frankenthal (Pfalz)
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