Der „Leitfaden Provenienzforschung zur Identifizierung von NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut“ ist als praxisorientierter Werkzeugkasten für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Museen, Bibliotheken und Archiven, für den Kunst- und Antiquariatshandel und auch für private Sammlungen konzipiert.
Wer Zweifel an der Provenienz von Kulturgütern in eigenen Beständen hat – egal, ob Gemälde, Skulptur, Buch, Münze, Porzellan, Grafik oder Silberbesteck – findet im Leitfaden das nötige Instrumentarium: Praktische Hinweise, Fallbeispiele sowie alle wichtigen Adressen, Quellen und Internetzugänge. Die Publikation ist in sechs Kapitel untergliedert und stellt zugleich eine Handlungsanleitung dar. Die Spanne der Themen reicht vom historischen Kontext über Herangehensweisen, Planung und Methodik von Provenienzforschung bis zur Ermittlung von Erben und Anspruchsberechtigten. Der Leitfaden vermittelt politische, rechtliche und ethische Grundlagen; er gibt aber auch Hinweise über Institutionen und Vernetzung innerhalb der Provenienzforschung.
Der Leitfaden ist ein Gemeinschaftswerk, das – neben dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste – fünf weitere Partner erarbeitet haben:
- Arbeitskreis Provenienzforschung e. V.,
- Arbeitskreis Provenienzforschung und Restitution – Bibliotheken,
- Deutscher Bibliotheksverband e. V.,
- Deutscher Museumsbund e. V.,
- ICOM Deutschland e. V.
Die Autorinnen und Autoren des Bandes haben an der wissenschaftlichen, methodischen und praktischen Entwicklung des Feldes in den letzten Jahren einen wichtigen Anteil gehabt und bringen auf 135 Seiten ihre Praxiserfahrung ein. Bereits 1998 haben sich mehr als 40 Nationen in den Washingtoner Prinzipien dazu bekannt, die Identifizierung von NS-verfolgungsbedingtem Kulturgut proaktiv zu gestalten. Mit diesem praxisorientierten Leitfaden liegt nun endlich eine praktikable Handlungsanleitung vor.
Das Buch konzentriert sich ausdrücklich auf Kulturgutverluste in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft. Es befasst sich nicht mit anderen Themenfeldern der Provenienzforschung wie den Enteignungen in der Sowjetischen Besatzungszone, der DDR, mit Kriegsverlusten oder den sogenannten kolonialen Kontexten. Der Leitfaden kann auch nicht jeder institutionellen und strukturellen Besonderheit gerecht werden, aber er wird allen, die sich mit Herkunftsforschung befassen, wichtige Ausgangs- und Ansatzpunkte bieten. Der Leitfaden soll gerade auch kleineren Institutionen einen unkomplizierten und sicheren Zugang zur Provenienzforschung bieten, um diese als wesentliche, unverzichtbare Aufgabe dauerhaft in die praktische Arbeit der Sicherung und Bewahrung des kulturellen Erbes einzuschließen.
Der Leitfaden wird durch die beteiligten Herausgeber in gedruckter Form und als Online-Publikation kostenfrei verbreitet. Eine englische Übersetzung ist in Planung.
Bestellungen für den Leitfaden in gedruckter Form können gerichtet werden an:
Deutsches Zentrum Kulturgutverluste
Josefine Hannig
Publikationen
Humboldtstraße 12
39112 Magdeburg
Telefon: +49 (0) 391 727 763 23
Telefax: +49 (0)391 727 763 6
E-Mail: josefine.hannig(at)kulturgutverluste.de