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Deutscher Museumsbund: Kurzarbeit gefährdet Museen

Berlin, 24. November 2020

Der Deutsche Museumsbund appelliert an alle zuständigen Träger, auf die Einführung von Kurzarbeit in Museen zu verzichten. Der Museumsverband Rheinland-Pfalz schließt sich diesem Appell an.

Die aktuellen Museumsschließungen bedeuten für die Museen einen gravierenden Einschnitt, die Einführung von Kurzarbeit schwächt die wichtige Arbeit der Museen zusätzlich und gefährdet den Museumsbetrieb. Auch wenn Museen für den Publikumsverkehr geschlossen sind, geht die Arbeit in den Institutionen weiter und muss entsprechend gesichert werden. Der Deutsche Museumsbund fordert deshalb die zuständigen Träger auf, Museumsarbeit auch in Krisenzeiten vollumfänglich zu sichern und auf die Anordnung von Kurzarbeit zu verzichten.

Museen sammeln, bewahren, forschen, vermitteln, und stellen aus. Sie machen Kulturgut analog und digital zugänglich, koordinieren Ausstellungen und weitere Projekte. Trotz Schließung der Museen für die Öffentlichkeit geht die Arbeit hinter den Kulissen weiter. Die Sammlungen müssen überwacht und durch konservatorische und restauratorische Begleitung erhalten werden. Organisation des Betriebes, Gebäudemanagement und Sicherheit sind Daueraufgaben. Die Forschungsarbeit muss fortgeführt werden ebenso wie die Arbeit an mittel- und langfristig geplanten Projekten, etwa an Ausstellungen. In den Bereichen Vermittlung und Kommunikation werden aktuell vielfach neue digitale Angebote entwickelt, die der Öffentlichkeit einen alternativen Zugang zum Museum ermöglichen.

Alle diese Aufgaben lassen sich nicht wahrnehmen, wenn Museumsbeschäftigte in zu vielen Arbeitsbereichen in Kurzarbeit geschickt werden. Der Deutsche Museumsbund warnt eindringlich davor, die ohnehin durch die Krise gefährdeten und wegen der Schließungen nicht öffentlich sichtbaren Museen mit der Anordnung von Kurzarbeit in den Bereichen, in denen ohne Weiteres gearbeitet werden kann, zusätzlich zu schwächen.

Kurzarbeit über den von Schließungen unmittelbar betroffenen Ausstellungsbetrieb hinaus führt dazu, dass Museen keine Planungs- und Arbeitssicherheit in Projekten haben. Viele Aufgaben lassen sich nicht mehr oder nur mit erheblicher Verzögerung erreichen. Wenn Ausstellungen deswegen nicht realisiert werden können, fallen dringend benötigte Einnahmen weg. Die künftigen Besuchszahlen sinken, was wiederum einen Verlust an Sichtbarkeit mit sich bringt. Durch fehlendes Monitoring sind die Sammlungen umso mehr gefährdet, je länger die Kurzarbeit andauert. Auch die Sicherheitslage verschlechtert sich, wenn der Grundbetrieb eines Museums nicht aufrechterhalten wird.

Durch Kurzarbeit wird keine finanzielle Entlastung erreicht, denn die Kosten für Personal und Betrieb bleiben nahezu vollständig bestehen, da das gesetzliche Kurzarbeitergeld richtigerweise aufgestockt wird. Teile der Gehälter werden aus Steuermitteln kompensiert, ohne dass dafür Arbeit geleistet wird. So werden finanzielle und personelle Ressourcen ohne Grund verschwendet. Darüber hinaus kann Kurzarbeit an Museen die soziale Ungleichheit in den öffentlichen Institutionen befördern. Viele Häuser sind als GmbH´s oder in anderen Betriebsformen aus den kommunalen Haushalten ausgegliedert und unterliegen damit nicht denselben sozial ausgewogeneren Tarifen wie der öffentliche Dienst. Deren Beschäftigte dürfen nicht schlechter gestellt werden als Tarifangestellte der öffentlichen Hand.

Statt Museumsmitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Kurzarbeit zu schicken und damit Museen zu lähmen, sollten viel mehr deren Potentiale in der Krise genutzt werden. „Als Bildungseinrichtungen können Museen einen aktiven Beitrag leisten und sowohl Expertise als auch Ressourcen für ein sicheres Lernen in Pandemiezeiten zur Verfügung stellen. Basierend auf ihren Sammlungen und Forschungen, bieten sie Angebote des informellen Lernens, die Unterhaltung und Spaß ebenso wie kritische Auseinandersetzung mit Kulturgut und Wissenschaft einschließen.“ sagt der Präsident des Deutschen Museumsbundes, Prof. Dr. Eckart Köhne. 
 


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